Geisfeld - Monumentale Eichen von Rainer Lippert

Wendelinuseiche bei Geisfeld

Die Wendelinuseiche in Die Gartenlaube, 1898
Die Wendelinuseiche in Die Gartenlaube, 1898

Die Wendelinuseiche stand östlich von Bamberg neben einem Waldweg, der von Geisfeld nach Melkendorf führt. Die Eiche hatte im Jahr 1932 das letzte Mal gegrünt und ist am 30. Juli 1969 umgestürzt. Im Jahr 1931 wurde die Wendelinuseiche Opfer einer Brandstiftung. Der Bauernheilige St. Wendelinus, Beschützer des Viehs, soll unter der Eiche gepredigt haben. Er ist aber nie in diese Region gekommen. Im Herbst 1997 wurde ein sichergestelltes Stammfragment, welches in etwa 10 m Höhe des Hauptstammes entnommen worden ist, in einem Schaukasten neben den heute noch zu sehenden Stammresten ausgestellt. Die ältesten Berichte stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Ort: Geisfeld
Gemeinde: Strullendorf
Landkreis: Bamberg
Bundesland: Bayern
Alter: etwa 1000 bis 1300 Jahre
Brusthöhenumfang: 10,00 m (1897)
Abgestorben: 1932 abgestorben, 1969 umgestürzt.

Die Allgemeine Forst- und Jagdzeitung schreibt 1841 über die Eiche: „In der Waldabteilung Großenschirm des königl. Forstreviers Geisfeld, Forstamts Bamberg, befindet sich auf tiefgründigem Thonboden, eine Eiche, die auf dem Boden 38', bei 2' Höhe 33, bei 5 Fuß Höhe 25, bei 8 Fuß Höhe 27 1/2', bei 11 Fuß Höhe 27, bei 30 Fuß Höhe 19 Fuß im Umfange mißt. Dieser Wuchs scheint dadurch, bewirkt worden zu sein, daß der Stamm bald über dem Boden in Aeste sich verzweigte, welche von Zeit zu Zeit nach jedesmaligen Wiederausschlage abgenommen wurden. Der wenig beästete Stamm ist 65 Fuß hoch, und mag 24 bayerische Normalklafter Holz abwerfen.“

1898 wird in Heft Die Gartenlaube über die Eiche berichtet: „Deutschlands merkwürdige Bäume: die Wendelinuseiche bei Geisfeld. (Zu dem Bilde S. 692.) In der Nähe des gegen 2½ Stunden von Bamberg entfernten, am Fuße des Geisberges hübsch gelegenen Pfarrdorfes Geisfeld befindet sich, in dichtem Jungholz versteckt, die Wendelinuseiche, ein prächtiger, fast kerngesunder Baum, dessen Alter von Fachleuten auf 1000 bis 1300 Jahre geschätzt wird. In einer Höhe von 12 m geht vom Stamm der einzige riesige Hauptast aus, da der gegenüberliegende vor vielen Jahren durch einen Blitzstrahl abgetrennt wurde. Der Umfang des Stammes, am Fuße gemessen, beträgt 12,56 m. Die ganze Höhe des Stammes ist etwa 20 m, mit einem Kubikinhalt von etwa 48 m. Der Name Wendelinuseiche ist dem Volksmunde entnommen; es soll hier der Sage nach der heilige Wendelinus gepredigt haben. Da der betreffende Heilige jedoch nie nach Franken gekommen ist, so liegt die Vermutung nahe, daß man es mit einer Umbildung des Worts Wendeneiche zu thun hat und der Baum nach den vielfach in Oberfranken eingewanderten Wenden benannt ist.“

Friedrich Stützer gibt in Die grössten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild eine Höhe von 20 m, einen Stammumfang von 12,56 m und ein Holzvolumen von 48 an. 1897 wird über die Eiche folgendes geschrieben: „Die älteste Eiche des eichenreichen Franken steht am Fuße des Geisberges bei Geisfeld mit einer Stammlänge von 22 m und einem durchschnittlichen Umfang von 10 m. Z. Schmolz beschreibt die Wendelinus=Eiche bei Geisfeld, welche am Grunde 22,56 m, 1 m Höhe 9,34 m Umfang und 20 m Stammhöhe besitzt.“

Literatur

  • Jeroen Pater: Riesige Eichen: Baumpersönlichkeiten und ihre Geschichten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-440-15157-0, Seite 185.
  • Friedrich Stützer: Die größten, ältesten oder sonst merkwürdigen Bäume Bayerns in Wort und Bild. Piloty & Löhle, München 1900.
  • Die Wendelinuseiche bei Geisfeld. In: Die Gartenlaube: Illustriertes Familienblatt. Ernst Keil’s Nachfolger, Heft 22, Leipzig 1898, Seite 708. (Online)
  • Jahresbericht über Veröffentlichungen und wichtige Ereignisse im Gebiete des Forstwesens. J. D. Sauerländer's Verlag, 1897, Seite 81.
  • Stephan Behlen (Hrsg.): Allgemeine Forst- und Jagdzeitung. Band 12, Verlag von Johann David Sauerländer. Frankfurt am Main 1841.
Letztes Update: 26. Dezember 2017
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