Die Betteleiche steht mitten im Hainich, abgelegen von den umliegenden Ortschaften. Sie steht auf dem Gebiet der Gemeinde Mülverstedt und ist nur über einen längeren Fußmarsch zu erreichen. Die
Eiche steht am Rande des Forstortes Ihlefeld, einer der wenigen Siedlungen die auf dem Kamm des Hainich anzutreffen war. An der Eiche geht der Betteleichenweg, ein Wanderweg des
Nationalparks Hainich, vorbei. Früher ging an der Eiche die sogenannte Hohe Straße, eine stark bereiste Handelsstraße über den Hainich nach Frankfurt, vorbei. Es handelt sich bei der
Eiche um einen der interessantesten Bäume in Thüringen, was Geschichte und Aussehen angeht. Die Altersangaben zur Eiche schwanken von 300 bis über 1000 Jahre. Zur Eiche gibt es eine überlieferte
Geschichte: Auf dem Ihlefeld, ein 1443 gegründetes Kloster, wohnten früher Mönche des Franziskanerordens. Da sie aufgrund ihres Glaubens keinen eigenen Besitz und auch nicht betteln durften,
mussten sie von milden Gaben leben. Die Mönche trösteten auf ihren „Bettelfahrten“ so manche Kranken und in ihrer Klause lasen sie die Seelenmessen der Verstorbene. Dafür wurden den Mönchen im
Gegenzug Nahrungsmitteln gebracht. Die Schwelle der Klause durften aber nur die Mönche überschreiten. Die Gaben wurden deswegen von den spendenden Personen am Fuße der Eiche niedergelegt. Dort
verdarben die Lebensmittel jedoch infolge des Regens, wenn die Mönche sie nicht gleich abgeholt hatten. Die Mönche schlugen deswegen eine kastenähnliche Aushöhlung in den Stamm der Eiche. In
diesen Kasten konnten nun die Spender die Gaben vor dem Wetter geschützt hineinlegen. Durch Regen, Frost und Hitze hat sich die kastenähnliche Aushöhlung bis heute zu einem 2,5 m hohen und 1 m
breiten Durchgang aufgeweitet. Heute sieht es so aus, als ob zwei Eichen miteinander verwachsen wären.